Das Buch entwickelt ein in der Geschichte der Philosophie noch nicht verzeichnetes Denkschema und widerlegt damit die vielgeäußerte Meinung, dass Europas Gedankenbergwerke erschöpft und nicht mehr fähig seien, neue Weltentwürfe hervorzubringen.

Wie der Verfasser darzulegen bemüht ist, gelingt es mit Hilfe des "Oknosprinzips", die ungeteilte Fülle der erscheinenden Wirklichkeit zurückzuführen auf nur drei Grundbegriffe: Raum, Zeit und die von ihnen in einem schöpferischen Prozess, einer creatio continua, hervorgebrachten Oknosseile.

Bachofens tiefsinnigem und zu wenig beachteten Werk "Oknos der Seilflechter" wird das Bild des Oknosseils entnommen, doch wird es unter den Händen des Autors zu mehr als einem Bild. Die mit Raum und Zeit identifizierten beiden Stricke, aus denen das Seil geflochten und dadurch fortwährend verjüngt wird, seine ewige Entflechtung, seine endliche raum-zeitliche Erstreckung und die Richtungsspezifität seines Wachstums lassen aus dem bloßen Seil-Bilde ein genau definiertes Bezugssystem werden. Die lebenden Einzelwesen, so wird gezeigt, lassen sich nicht sowohl auf ein solches System beziehen oder mit seiner Hilfe "beschreiben", als vielmehr sie selbst sind Systeme mit den Eigenschaften von Oknosseilen. Die Weltorientierung aller Organismen beruht darauf, dass sie von Raum und Zeit hervorgebrachte Oknosseile sind.

Anwendungsbeispiele aus Biologie, Psychologie und Psychiatrie (Schizophrenietheorie) demonstrieren die Brauchbarkeit des Prinzips und wollen die Fachleute anregen, das neue Werkzeug selbst zu versuchen. Vielleicht gibt es sogar den ein oder anderen Physiker, den das interessiert, was über die Wechselbeziehung von Diskontinuität und Fernwirkung, von Quanten (Oknosseilen) und den sie erzeugenden raum-zeitlichen Möglichkeitsfeldern gesagt wird. Als Wirklichkeitslehre spricht das Buch nicht nur den Fachwissenschaftler, sondern ebenso sehr den naturphilosophisch interessierten Laien an. Es ist fasslich geschrieben. Wenn sein Verständnis trotzdem zunächst Mühe macht, so beruht das weniger auf der Schwierigkeit des Stoffes, als auf seiner unerwarteten Neuheit, die das Denken auf noch ganz unbefahrene Bahnen lenkt.